Redebeitrag Housing action day

Der Anlass, dass wir uns als „Bumke selber machen“ organisiert haben, waren die Planungen zum Bumke-Gelände in der Nordstadt. Dort plant der Investor Gerlach den Abriss aller Gebäude, um exklusive Eigentumswohnungen und frei finanzierte Mietwohnungen für 15 €/m2. zu bauen. Nach Vorgabe der Stadt soll es auch „preisgedämpfte“ Wohnungen geben. Solche „preisgedämpften“ Wohnungen sind zunächst auch für unsere Alltagsheld*innen wie Supermarktangestellte oder Krankenpfleger*innen bezahlbar. Nach Auslaufen der Fristen, die z.T. nur 10 Jahre sind, wird dann „frei vermarktet“. In der Krise Held*innen, nach der Krise „Raus aus der Nordstadt“?

Wir wollten und wollen Einfluss nehmen auf das was dort entstehen wird, das Idealziel war dem profitorientierten Investor diese Fläche wieder zu entreißen. Es sollte Wohnen für Menschen entstehen – nicht für Profite. Eigentlich eine selbstverständliche Forderung, doch auch in Hannover gibt es eine investorenfreundliche Politik. Unser Einfluss blieb begrenzt. Der bisherige Stand ist: es entsteht ein „Gerlachs Garden“ für Reiche, dazu befristete Sozialwohnungen, wo die Angst vor Verdrängung gleich mit einzieht. Selbst das der Politik abgerungene Feigenblatt – etwa ein Zehntel des Wohnraums könnte an Genossenschaften gehen – ist noch keinesfalls sicher.

Der Konflikt um das Bumke Gelände ist jedenfalls noch nicht vorbei, dafür werden wir sorgen! Denn wie wir und die anderen in diesem Konflikt handeln, wird den Ton setzen für zukünftige Planungen und dafür, wie wohl sich private Investor*innen zukünftig im Stadtteil fühlen.

Das Ziel muss es sein, dass sich Investor*innen so unwohl in unseren Stadtteilen fühlen, das sie gar nicht erst auf die Idee kommen hier etwas kaufen zu wollen. Das Erreichen wir weder mit Bitten an den Investor noch mit Appellen an die Politik. Das Erreichen wir nur, wenn die Investoren*innen hier kein Geld verdienen können.

Zugegeben das wird nicht einfach. Aber wir können da verschiedenste Maßnahmen kombinieren:

  • Wir können weiter öffentlichen Druck machen, um bei der Bebauungsplanung Auflagen durchzusetzen, die den Gewinn reduzieren. Dass wir zäh an einem Thema dranbleiben und die Verarschungen und Tricksereien des Investors entlarven, haben wir bereits bewiesen.
  • Wir können boykottieren: Gerlachs Planungen sehen eine schwachsinnige Ladenpassage vor, deren Boykott wir frühzeitig und offensiv ankündigen werden, damit er niemand findet, der dort Flächen betreiben will.
  • Wir können stören, insbesondere die Vermarktung von Eigentumswohnungen. Gerlach will schicke Eigentumswohnungen im netten Szene-Kiez verkaufen. Wir müssen deutlich machen, dass er damit einen in der Nachbarschaft unwillkommenen Fremdkörper schafft. Wenn wir den Verkaufspreis seiner Wohnungen auch nur um 5% senken können, bedeutet das 1 Millionen weniger für Gerlach.

Bisher haben wir uns viel mit der abstrakten Materie „Bebauungsplanung“ beschäftigt. Das ist ein wichtiger Hebel, um frühzeitig eingreifen zu können, aber nicht einfach zu vermitteln. Wohl auch ein Grund warum wir noch zu wenig Menschen in der Nordstadt aktivieren konnten. Deshalb haben wir die neue Zeitung „Schönes Wohnen für alle“ initiiert und in 5.000er Auflage im Stadtteil verteilt. In den nächsten Wochen wollen wir unsere Öffentlichkeitsarbeit auf das Bumke Haus fokussieren. Denn am Bumke-Haus kann vieles sehr plakativ verdeutlicht werden: zum Beispiel was der Unterschied zwischen einen profitorientiertem Investor und einem gemeinwohlorientierten Projekt ist. Und: Wir wollen eine kreative Umnutzung statt klimaschädlichen Abriss und Neubau ! Die Bau- und Zementindustrie ist ein Klimakiller, das ist bisher weniger bekannt als andere Faktoren, macht aber immerhin ein Siebtel der globalen Emissionen aus. Das Bumke-Haus ist ein Symbol mit dem wir verschiedene Kämpfe zusammenführen können.

Wir werden uns aber auch nicht nur mit dem Bumke-Gelände beschäftigen, sondern uns in weitere Planungen in unserem Stadtteil einmischen. Wohnraum und eine Stadt für alle heißt für uns vor allem, dass Wohnen ohne Profite mit der Miete gestaltet werden muss. Es geht um Eigentumsverhältnisse – dazu müssen wir in die Offensive kommen.

Wenn unsere Stadtteile nicht für immer mehr Menschen unbezahlbar werden sollen, müssen wir dafür kämpfen, dass sie unverkäuflich werden !

Demonstration: Housing Action Day 27. März 2021

Demonstration: Housing Action Day 27. März 2021 / 14 Uhr Küchengarten

Wohnraum für Alle
Gegen Gentrifizierung und Wohnungslosigkeit

Wir unterstützen den Aufruf zum europaweiten Housing Action Day:

Bei zweistelligen Plakat-Housing-Action-DayMinusgraden und Pandemie mussten diesen Winter Menschen draußen schlafen, während viele Wohnungen und Hotelzimmer leer standen. In Hannover wurden mindestens drei wohnungslose Menschen draußen tot aufgefunden. Diese Menschen sollen zwar nicht erfroren sein, aber dass ihr Tod die Folge ihrer Wohnungslosigkeit war, liegt nahe. Die Maßnahmen, welche die Stadt zur Unterbringung von Wohnungslosen unternommen hat, kamen zu spät, waren nicht ausreichend und entsprachen in den meisten Fällen nicht den Bedürfnissen der Betroffenen. Viele Wohnungslose ziehen es vor, auf der Straße zu schlafen, statt in die Massenunterkünfte zu gehen, da die Bedingungen dort menschenunwürdig sind. Auch wenn nun endlich der Frühling kommt und die Temperaturen wieder steigen, bleibt Wohnungslosigkeit weiterhin ein Problem. Auch zu wärmeren Jahreszeiten sollte kein Mensch gezwungen sein, auf der Straße zu schlafen.Wir begrüßen, dass immer mehr Wohnungslose ihre Situation nicht mehr tatenlos hinnehmen. Bereits im vergangenen Dezember gab es die Besetzung eines städtischen Gebäudes gemeinsam mit Wohnungslosen. Leider ließ die Stadtverwaltung das Gebäude unmittelbar räumen. Umso mehr haben wir uns gefreut nach der Räumung von stillen Besetzungen durch Wohnungslose zu hören.
Während die Einen ihre Wohnungen schon verloren haben, müssen Andere im Angesicht von Gentrifizierung und steigenden Mieten um diese fürchten. Auch während der Pandemie, in welcher viele Menschen endgültig in eine Existenzkrise geraten sind, streichen Immobilienkonzerne weiter Profite ein. Gerade in angesagten Vierteln, wie der Nordstadt oder in Linden, steigt die Nachfrage an Wohnraum enorm. Diese macht diese Viertel für Immobilienkonzerne als Profitquelle attraktiv. Aber auch in anderen Stadtteilen versuchen gerade große Konzerne wie Vonovia oder die Deutsche Wohnen maximale Rendite mit ihren Wohnungen zu machen. Doch auch hier formiert sich immer mehr Widerstand: Seien es Initiativen von Mieter*innen, die Kampagne „Deutsche Wohnen enteignen“ oder militante Angriffe auf die Infrastruktur der Wohnungskonzerne.
Die Kämpfe gegen Wohnungslosigkeit und Gentrifizierung gehören zusammen. Lasst sie uns zusammen führen und gemeinsam für eine Stadt kämpfen, die uns Allen gehört, in der wir Alle da wohnen können wo wir wollen und die wir gemeinsam nach unseren Vorstellungen gestalten. Kommt daher anlässlich des europaweiten Housing Action Days mit uns auf die Straße.
Wenn ihr von leerstehendem Wohnraum wisst oder von Wohnungslosigkeit betroffen seid, wird es auf der Demo die Möglichkeit geben, sich auszutauschen. Wir sehen uns!

Samstag, 27. März, 14 Uhr – Küchengartenplatz, Hannover
Haltet bitte Abstand zueinander und tragt medizinische Masken

Out now: Schöner Wohnen für Alle – Zeitung für einen solidarischen Stadtteil – Hannover Nordstadt

Out now: Schöner Wohnen für Alle – Zeitung für einen solidarischen Stadtteil – Hannover Nordstadt

** Helft mit beim Verteilen der Zeitung für die Nordstadt! **

Wirklich viele und tolle Nordstädter_innen, Gruppen und Initiativen haben zur Stadtteilzeitung beigetragen. Tragt mit uns gemeinsam die Zeitung auf die Küchentische. Wir haben ein Ziel: Einen Richtungswechsel! Wir wollen keine Angst vor Umzug, Kündigung und Mieterhöhungen. Wir wollen schönes Wohnen für Alle und nicht für Profite! Mit dieser Zeitung setzen wir ein Zeichen für einen solidarischen Stadtteil!

Ihr könnt die Zeitungen im UJZ Kornstraße abholen:
Mi., 3.3. 17-18:30 Uhr
Fr., 5.3. 17-18 Uhr
Sa, 6.3. 12-13 Uhr

Unser Beitrag zur Parade des UJZ Korn durch die Nordstadt & Einladung zum nächsten Offenen Treffen

Die Parade zum 48sten Jubiläum des UJZ Korn durch die Nordstadt haben wir mit einem kleinen szenischen Beitrag bereichert.  Direkt vor dem Bumke-Haus haben wir einen kleinen Zeitsprung in die Zukunft gemacht, und plakativ dargestellt, welche Ergebnisse die

aktuelle Wohnungspolitik im Jahre 2025 an dieser Stelle bringen würde. Ein zynischer „Theo Gerlach“ feierte sich selbst im Kulturhauptstadtjahr (die schauspielerische Einlage basierte lose auf dem „Exkurs E: Kulturhauptstadt 2025: Schöne neue Welt“, zu finden in unserem Alternativkonzept: https://bumkeselbermachen.home.blog/beteiligung/alternativkonzept-zum-bumke-gelaende/ ), 

Der bisherige Stand ist: nach „Charlottes Garten“ in der ehemaligen Landesfrauenklinik mit 7000 Euro/qm ist auf dem Bumke-Gelände nun ein „Gerlachs Garden“ für Reiche geplant, dazu gibt es als scheinbaren Ausgleich zeitlich befristete Sozialwohnungen, wo die Angst vor Verdrängung gleich mit einzieht (während der Investor mit einen Millionenbetrag subventioniert wird). Selbst das Feigenblatt – es sollen 12% der Wohnungen an Genossenschaften gehen, ist noch keinesfalls sicher.In den nächsten Monaten soll nun der Stadtrat Gerlachs Planungen absegnen –  demgegenüber werden wir aber weiter deutlich machen, dass wir uns in der Nordstadt nicht von einem Beteiligungstheater verarschen lassen. Wir brauchen keine Wohnungen für Profite – sondern Wohnraum für alle !

In dieser sommerlichen Woche nutzen wir nochmal die Möglichkeit draußen und coronasicher zum offenen Treffen zusammenzukommen. Und ihr seid herzlich eingeladen! Dabei ist es egal, ob ihr neu dazu kommt oder wieder einsteigen wollt, wir freuen uns auf euch. Los gehts um 19 Uhr im Welfengarten bei den Tischen hinter der Universität. Um die Menge der Teilnehmenden einschätzen zu können, würden wir uns über eine kurze Anmeldung per Mail freuen: bumkeselbermachen@riseup.net