Bumke selber machen! Netzwerk Wohnraum für Alle

 

 

 

 

Am E-Damm in der Nordstadt erstreckt sich hinter dem Bumke-Haus das 8.000 Quadratmeter umfassende Bumke-Gelände. Platz für 150 Wohnungen. Nun plant der Investor Gerlach den Abriss aller Gebäude. Er will überwiegend exklusive Eigentumswohnungen (30%) und frei finanzierte Mietwohnungen (25%, 15 €/m2) bauen. Dazu soll Gerlach auch 33% befristet „preisgedämpfte“ Wohnungen anbieten, wo die Angst vor Verdrängung bei Auslaufen der Preisbindung gleich mit einzieht. Selbst das Feigenblatt – 12% der Wohnungen sollen an Genossenschaften gehen, ist noch keinesfalls sicher.

Wie es begann
Aufgrund der geplanten Betriebsverlagerung stand das Gelände 2017 zum Verkauf. Und da die Stadt Hannover sich ganz offiziell mit ihrer „Wohnungsbauoffensive 2016“ einer investorenfreundlichen Politik verschrieben hat, überließ sie den Verkauf dem Markt. Da investorenfreundliche Politik reichlich Gewinne ermöglicht, war es für den Investor Gerlach logisch einen hohen Preis zu bieten und somit die nicht-profitmaximierenden Mitbewerber*innen wie Genossenschaften zu überbieten. Der hohe Kaufpreis wurde dann durchgehend als (selbstgeschaffener) „Sachzwang“ angeführt.
Der hohe Kaufpreis war somit bereits eine zentrale Weichenstellung: statt die wirklichen Potenziale der Fläche mit gemeinwohlorientieren Wohnungen zu nutzen, deutete sich an: hier gibt es die Fortsetzung von „Charlottes Garten“ (=Bebauung der Landesfrauenklinik v.a. mit sehr hochpreisigen Eigentumswohnungen), nämlich ein „Gerlachs Garden“, womit der 250 Millionen Euro reiche Theo Gerlach noch reicher werden kann.

Was ist das Ergebnis?
Nun muss für die Nutzungsänderung zu einem Wohnquartier der Bebauungsplan (B-Plan) geändert werden. Dazu ist Gerlach auf die Stadt Hannover angewiesen, denn der B-Plan wird durch den Rat der Stadt beschlossen. Somit können dem Investor umfangreiche Zugeständnisse auferlegt werden, die in einem sogenannten Städtebaulichen Vertrag festgeschrieben werden können.
Zur Vorbereitung der Bebauungsplanung veranstaltete Gerlach einen Arbeitskreis und drei Zukunftsforen. Die Kritik an dieser Scheinbeteiligung und dessen Ergebnissen haben wir umfangreich in einem Alternativkonzept zusammengefasst.
Dennoch hat die Stadt Hannover das Eckdatenpapier des Investors die Stadt Hannover weitestgehend in den Entwurf zum B-Plan übernommen. Rot-Grün hat im Bezirksrat Nord nur zwei kleine Änderungen angemahnt: für einen Teil der geförderten Wohnungen soll die Preisbindung um 10 auf 25 Jahre verlängert werden, für einen anderen Teil wird die Frist aber bei 10 Jahren belassen. Zudem wurden immerhin Bedingungen eingefordert die es tatsächlich ermöglichen, dass der 12% Anteil auch tatsächlich von einer Genossenschaft übernommen werden kann. Wenn letzteres richtig umgesetzt wird, könnte dies immerhin einen kleinen Erfolg des öffentlichen Drucks bedeuten.
Es bleiben aber 88% der Wohnungen in profitorientierter Trägerschaft. Zwar sollen ein Teil der Wohnungen zunächst preisgedämpft sein und so auch für unsere Alltagsheld*innen wie Supermarktangestellte oder Krankenpfleger*innen bezahlbar sein. Nach Auslaufen der Fristen, wird auch dort „frei vermarktet“. In der Krise Held*innen, nach der Krise „Raus aus der Nordstadt“?
Oder kurz: wir wollen Wohnraum für alle, angeboten wird uns Gerlachs Garden. (Details zur Kritik und Einwänden gegen den aktuellen Planungsstand finden sich hier. )

Wie geht es weiter?
„Nach jetzigen Planungsstand werden langfristig 88% der entstehenden Wohnungen auf dem Bumke-Gelände in profitorientierter Trägerschaft sein, noch dazu der Abriss aller Gebäude auf dem Gelände.“ Diese Bilanz mag zunächst ernüchternd klingen. Und wir geben zu, wir sind auch manchmal ernüchtert ob der Macht des Kapitals, Privateigentum und der Stadt, die Hand in Hand im Sinne des Profits für das Unternehmen Gerlach arbeiten.
„Das Beteiligungstheater entlarven, in Zeiten in denen Partizipation in der Stadtplanung nach Willen der LHH immer wichtiger wird. 12% für gemeinnützigen Wohnraum, wenn es für Genossenschaften, wie die WoGe Nordstadt aufgrund der Marktpreise unmöglich ist neue Häuser zukaufen.“
Das hätten wir als „Bumke Selber Machen“ zusammen mit Unterstützer_innen aus der ganzen Stadt gemeinsam erkämpft. Nun gilt es, der Stadtpolitik weiterhin Feuer unter dem Hintern zu machen. Denn anstatt dass die Stadt den Hebel, den sie noch in der Hand hat für die Zukunft des Geländes, nutzt, egal ob das dem Investor Gerlach gefällt, könnten wir uns sogar vorstellen, dass noch die Teilerfolge weich gewaschen werden: in den Gremien der Stadt und hinter verschlossener Tür, bei den Verhandlungen über einen städtebaulichen Vertrag zwischen der Stadt und Gerlach.
Was uns niemand nehmen kann: Mit zwischenzeitlich fast 100 Menschen haben wir gemeinsam an unseren Visionen der Stadt von Morgen gewerkelt. Dabei haben wir uns kennengelernt und sind zusammengerückt. Wir haben verschiedene Fähigkeiten und Interessen eingebracht und viel wichtiges Wissen über den Umgang mit der verlogenen Politik der Partizipation gesammelt. Es sind diese solidarischen Beziehungen, die die Basis bilden für unseren und alle weiteren Proteste gegen Angriffe auf unseren Wohnraum.
Der Konflikt um das Bumke Gelände ist noch nicht vorbei, dafür werden wir sorgen! Denn wie wir und die anderen in diesem Konflikt agieren, wird den Ton setzen für zukünftige so genannte Partizipationsprozesse und dafür, wie wohl sich private Investor_innen zukünftig im Stadtteil fühlen

Die Zukunft Hannovers und der Nordstadt muss an den Bedürfnissen ihrer Bewohner_innen ausgerichtet sein.
Kurzfristig geht es deswegen um mehr gemeinnützigen Wohnraum und darum, die Nordstadt „selber zu machen“ – und mittel- und langfristig um die gesellschaftliche Organisation von Wohnraum in vergesellschafteter und demokratischer Form.
Unsere Überzeugung: „Wir können gewinnen, wichtig ist, dass wir das zusammen tun“. Auch zusammen mit Euch, werte Leser_innen, wir freuen uns immer über Zuwachs.

Bumke selber machen

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