Gegen den Ausverkauf der Nordstadt!

Die Mieten steigen immer weiter. Komplette Häuser werden entmietet und als Eigentumswohnungen, Appartements oder für Kurzzeit-Wohnen profitmaximierend vermarktet (z.B. Astern-, Heisen-, Ober-, Tulpen-, War-, Sauerwein-, Haltenhoffstraße, Herrenhäuser Kirchweg). Jahrzehnte alte Mietverträge werden gekündigt. Kulturelle Orte wie die „Schwule Sau“ oder das „Kopernikus“ sind in ihrer Existenz bedroht. Die wenigen Baugrundstücke werden Investor*innen überlassen. Diese machen daraus exklusives Wohnen wie „Charlottes Garten“ oder “Gerlachs Garden“. Dem Bumke-Haus droht der Abriss. Es regiert das Recht des Stärkeren/Reicheren.

Das ist aber etwas ganz anderes als unsere Vorstellung von einer „Stadt für Alle“.
Der Ausverkauf unserer Stadtteile läuft schrittweise. Ein aktuelles Beispiel ist die 9er WG Im Moore. Diese besteht seit 20 Jahren und soll nun verkauft werden. Beim Start der Wohnungsvermarktung wurde durch den Makler nicht etwa der Dialog mit den Bewohner*innen gesucht, sondern unverblümt die profitable Entmietung beworben. Zum ersten Besichtigungstermin (11/2020) gab es eine spontane Solidaritätskundgebung mit über 100 Nachbar*innen vor dem Haus. Auch bei weiteren Besichtigungen wurden die Solidaritätsgesten fortgesetzt. Und wie reagierte die Makler-Firma? Es wird einfach weiter die „sehr umgängliche Nachbarschaft“ per Internet beworben. Und dann soll „blind“ – ohne vorherige Besichtigung oder Kontakt mit der Hausgemeinschaft – verkauft werden, an Leute, die sich auf solche Deals einlassen. Der Immobilienmarkt gibt dies anscheinend her. Aber wer sich „blind“ mehr als 800.000 Euro Kaufkosten leisten will, kann seine Wohnträume sicher anders verwirklichen als der 9er WG wegen Eigenbedarf kündigen zu wollen.

Solch ein gezielter Rauswurf wäre etwas ganz anderes als unsere Vorstellung von einer solidarischen Nachbarschaft.

Die Corona-Krise hat die Notwendigkeit von sicherem Wohnraum für alle verdeutlicht, Ausverkauf und Verdrängung gehen aber ungebremst weiter. Wenn Menschen das alles nicht stillschweigend hinnehmen wollen, reagieren die Eigentümer*innen und Immobilienfirmen mit Einschüchterungen und Drohungen:

• In der Fliederstraße musste erst ein Prozess geführt werden, damit ein Transparent zur drohenden Entmietung hängen bleiben durfte.

• Einer Familie in der Warstraße, der nach 31 Jahren gekündigt werden sollte, wurde mit der Polizei gedroht, falls sie sich an die Öffentlichkeit wendet.

• Am E-Damm & in der Schulzenstraße hieß es: wer sich beschwert, der/dem wird wegen Eigenbedarf gekündigt (was auch geschah).

• Und wie reagierte die Makler-Firma auf die angemeldete(!) Kundgebung für die 9er WG? Ganz einfach: mit einer Androhung von Schadensersatzforderungen.

Deren Logik scheint zu sein: Meinungsfreiheit gilt nicht für Mieter*innen – Soziale Verankerung ist eine „Wertminderung“. Erschwerst Du durch Deine Verankerung im Stadtteil eine lukrative Geschäftsidee zur Entmietung, dann muss Du den Profiteuren den verminderten Gewinn eben ausbezahlen?! Engagierst Du Dich für die Lebensqualität in Deinem Stadtteil, bist Du selbst Schuld, wenn Du rausgeworfen wirst. Du hast ja die Attraktivität des Stadtteils erhöht. Also still und gehorsam weichen für die Reichen?!?

Das ist etwas ganz anderes als unsere Vorstellung von Vielfalt, Solidarität und Engagement für unseren Stadtteil.

Wohnen darf keine Ware sein und unser Stadtteil darf sich nicht zur geduldigen Vermarktungskulisse für die Profite der Immobilienbesitzenden degradieren lassen!

Wenn die denken, wir werden erst aktiv, wenn es uns selbst trifft, dann müssen wir JETZT handeln!
Wenn die uns einzeln „verkaufen“ wollen, dann müssen wir uns alle GEMEINSAM wehren!
Wenn die uns mit ihren Drohungen zum Schweigen bringen wollen, dann müssen wir LAUT sein!

Wir bleiben Alle !“ – Demonstration – 22. Mai Lutherkirche 14:00